Medizintechnik

Der Einsatz technischer Assistenzsysteme in der Medizin schafft einen enormen Fortschritt der Behandlungsmöglichkeiten und damit eine Verbesserung der Lebensqualität. Grundgedanke ist hierbei stets die Unterstützung des behandelnden Arztes und nicht seine Ersetzung. Ein Klassiker hierfür ist die Minimalinvasive Chirurgie. Hier werden Eingriffe mittels medizinischer Instrumente durch natürliche Körperöffnungen oder das Setzen kleiner Einschnitte vorgenommen, um ein reduziertes Trauma und schnellere Heilungszeiten zu ermöglichen. Durch die dabei fehlende direkte Interaktion mit dem Gewebe verliert der behandelnde Arzt seinen Tastsinn. Mittels strukturintegrierter Kraftsensorik in solchen Instrumenten ist die Herstellung des Tastsinns durch haptisches Feedback wieder möglich. Solch eine Sensorintegration in Assistenzsysteme sowie in medizinischen Instrumenten wird am Fachgebiet für Mess- und Sensortechnik erforscht.

Nadelsensor

Perkutane Nadeleinstiche in Weichgewebe sind bei vielen medizinischen Eingriffen, wie beispielsweise bei Biopsien, erforderlich. Aufgrund der geringen Größen der Nadeln (Ø1 mm) und des meist geringen bis fehlenden haptischen Feedbacks besteht die Gefahr beim Einstich empfindliche Strukturen, wie Nerven oder Gefäße, zu verletzen. Unsere Forschung beschäftigt sich mit der Entwicklung von sensorintegrierten Nadeln zur Messung der Nadelspitzenkraft, um ein haptisches Feedback zur Minimierung von Gewebeschäden zu ermöglichen.

Zur Messung der Nadelspitzenkraft werden eigens entwickelte Silizium-Dehnungsmessstreifen aufgrund ihrer kleinen Abmessungen (1,8mm x 1mm) und hoher Empfindlichkeit in die Nadelspitze integriert. Dazu wird neben der Applikation des Sensorelements in einem in der Nähe der Nadelspitze abgedünnten Bereichs (weitere Informationen siehe Veröffentlichung) auch ein patentierter disruptiver Herstellungsansatz (Patent) verfolgt.

Robotergestützter Nadeleinstich

Zusätzlich zum Aufbau von Trainings- und Assistenzsystemen mit haptischem Feedback bringt ein robotergestützter Nadeleinstich weitere Vorteile hinsichtlich Positioniergenauigkeit mit sich. Hierzu wurde ein 6-Achsen Low-Cost-Knickarmroboter mittels 3D-Druck (Artikel) entwickelt und aufgebaut, welcher im Rahmen des RMU-Initiativfonds Lehre gefördert wurde. Die günstige Herstellung bietet optimale Voraussetzungen für Replikationen und den Einsatz in der Lehre.

Aktive Kniegelenkorthese

Die aktive Unterstützung gehbeeinträchtigter Menschen durch eine adaptive Kniegelenkorthese soll den Nutzenden weiterhin eine unabhängige Bewältigung ihres Alltags ermöglichen. Der Einsatz parallel angeordneter Twisted String Aktoren dient der effizienten Umformung, der vom Motor aufgebrachten Energie, in ein definiertes Drehmoment im Kniegelenk.

Aktive Kniegelenkorthese für eine aktive Unterstützung der Fortbewegung.

Einsatz der aktiven Kniegelenkorthese beim Treppensteigen.

Realisierung der Orthese mit Parallel-Twisted-String-Aktoren.

Zusätzlich befindet sich ein am Fachgebiet entwickeltes Sensorarray in der Schuhsohle (Patent), das die Bodenreaktionskräfte erfasst und somit Rückschlüsse auf die Bodenbeschaffenheit sowie Position und Lage des Sprunggelenks zulässt, um die Adaption an die Umgebung weiter zu steigern.

Die aktuelle Bewegungssituation des/der Nutzenden wird durch die Erfassung von bewegungsspezifischen Messgrößen (Muskelaktivität, Gelenkwinkel, uvm) unter Zuhilfenahme von maschinellem Lernen kontinuierlich erkannt, um so den richtigen Zeitpunkt für das Zuschalten der Unterstützung zu ermitteln und die Berücksichtigung individueller Bewegungsabläufe zu gestatten. Weitere Informationen in der Veröffentlichung (wird in neuem Tab geöffnet).