Kommunikation in Krisenzeiten
Kommunikationsnetze sind ein wesentlicher Bestandteil unserer sozialen Gemeinschaft und spielen eine entscheidende Rolle in unserem täglichen Leben. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass unsere Kommunikationsnetze immer verfügbar sind. Obwohl diese Netze unverzichtbar sind, sind sie anfällig für Naturkatastrophen, böswillige Angriffe und technologiebedingte Ausfälle, die schwerwiegende und störende Konsequenzen haben können, wenn auch selten.
Um solche seltenen, aber folgenschweren Krisen zu bewältigen, sollten wir uns darauf konzentrieren, Kommunikationsnetze zu entwerfen, die widerstandsfähig sind und solchen Ereignissen standhalten können, sodass ein Mindestmaß an Diensten aufrechterhalten wird. Um diese Funktionalität zu erreichen, sind Redundanz, Diversität und zusätzliche Fähigkeiten wie Erkennung, Überwachung, Schätzung, Selbstlernfähigkeit, Vorhersage und Optimierungstechniken erforderlich.
Während bei bestehenden Kommunikationsnetzen maximale Leistungsfähigkeit und Kosteneffizienz unter genau definierten Bedingungen im Vordergrund stehen, sollte ein belastbarer Entwurf proaktiv auf potenzielle, auch seltene, Ausfälle reagieren. Aus diesem Grund untersuchen und analysieren wir mögliche Lösungen, um diese Ausfälle in unserem Entwurf zu berücksichtigen.
Rekonfiguierbare Radio Umgebung
Intelligente rekonfigurierbare Oberflächen (IRS) werden eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung des 6G-Internets spielen. Es handelt sich um eine neue Klasse von technischen Oberflächen, die elektromagnetische Wellen manipulieren können, um sie weiterzuleiten. Diese Oberflächen bestehen aus einer großen Anzahl kleiner, elektrisch steuerbarer Elemente, die so programmiert werden können, dass sie elektromagnetische Wellen auf bestimmte Weise reflektieren, brechen oder absorbieren.
Die IRS-Technologie hat das Potenzial, die drahtlose Kommunikation zu revolutionieren, indem sie zuverlässigere und widerstandsfähigere Kommunikationsverbindungen ermöglicht, insbesondere in Umgebungen, in denen herkömmliche drahtlose Technologien nur schwer eine stabile Verbindung herstellen können. So kann IRS beispielsweise dazu beitragen, Signalstörungen zu verringern, die Signalstärke und -abdeckung zu verbessern und die Widerstandsfähigkeit drahtloser Übertragungen zu erhöhen, selbst in Gebieten mit schwierigen Bedingungen.
Forscher sind an der Untersuchung grundlegender Probleme im Zusammenhang mit IRS interessiert, z. B. wie sich IRS auf den Freiheitsgrad des Kanals in verschiedenen Szenarien auswirkt. Dieser bildet einen Schlüsselfaktor bei der Bestimmung der Kapazität eines drahtlosen Kommunikationssystems. Die IRS-Technologie hat das Potenzial, den Freiheitsgrad erheblich zu erhöhen, was zu Verbesserungen bei den Datenübertragungsraten, der Zuverlässigkeit und der Effizienz drahtloser Kommunikationssysteme führt.
Joint communication and sensing
Die Hardware der hochmodernen Antennengruppen, die für die Kommunikation in Mobilfunknetzen verwendet werden, wird immer weiter entwickelt. Massive MIMO-Systeme werden in unseren modernen Mobilfunknetzen eingesetzt und neue Frequenzbereiche im mmWave- oder Sub-Theraherz-Band werden genutzt.
Diese Antennen-Arrays werden der in Radarsystemen verwendeten Hardware immer ähnlicher. Außerdem beginnen sich ihre Frequenzbänder zu überschneiden, was zu einer Überlastung des Spektrums führt.
Es sind Strategien gefragt, die beide Funktionen – Kommunikation und Sensorik – einbeziehen, um die spektrale Überlastung zu überwinden und beide Funktionen bei reduziertem Hardware- und Energieverbrauch gemeinsam zu ermöglichen. Geräte, die eine gemeinsame Erfassung und Kommunikation nutzen, könnten viel kleinere verteilte drahtlose Sensoren ermöglichen, da sie energieeffizienter sind.
Molekulare Kommunkation
Synthetische molekulare Kommunikation (SMK) ist ein neues Paradigma der Kommunikationstechnik. Das Hauptmerkmal von SMK-Systemen besteht darin, dass Informationen in die Eigenschaften von Signalmolekülen eingebettet sind, z. B. in ihre Anzahl, Art und den Zeitpunkt ihrer Freisetzung durch den Sender, im Gegensatz zu herkömmlichen Kommunikationssystemen, die Informationen in die Eigenschaften elektromagnetischer Wellen einbetten, z. B. in ihre Amplitude, Frequenz und Phase.
SMK-Systeme sollen revolutionäre Anwendungen ermöglichen, z. B. die Erkennung einer Zielsubstanz in der Biotechnologie, die gezielte Abgabe von Medikamenten in der Medizin und die Überwachung von Ölpipelines oder chemischen Reaktoren in der Industrie.
Wir untersuchen bioinspirierte Konzepte für SMK. Insbesondere zielen wir darauf ab, die in der Natur entwickelten Schlüsselkonzepte für die molekulare Kommunikation zu verstehen und sie in abstrakte kommunikationstheoretische Modelle zu übersetzen, die dann beim Entwurf von Algorithmen zur Informationseinbettung (z. B. Modulation) und Informationswiedergewinnung (z. B. Detektion) eingesetzt werden. Darüber hinaus entwickeln wir in Zusammenarbeit mit Experten aus verwandten Bereichen wie Biologie, Nanotechnologie, Medizin usw. experimentelle SMK-Testumgebungen, die zur Verifizierung/Verfeinerung der vorgeschlagenen Algorithmen und theoretischen Modelle dienen.
Aktuelle Projekte
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LOEWE-Zentrum EmergenCITY -- Emergency Responsive Digital Cities
Das LOEWE-Zentrum emergenCITY erforscht krisen- und katastrophenresistente Infrastrukturen digitaler Städte. EmergenCITY wird von der Technischen Universität Darmstadt, der Universität Kassel und der Philipps-Universität Marburg, sowie dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und der Stadt Darmstadt geleitet.
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SFB MAKI -- Multi-Mechanisms Adaptation for the Future Internet
MAKI ist ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderter Sonderforschungsbereich (SFB). Bei MAKI werden innovative Konzepte für die Kommunikationssysteme der Zukunft entwickelt, die sich durch mehr Anpassungsfähigkeit an Veränderungen, insbesondere im laufenden Betrieb, auszeichnen.
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GRK SyMoCADS : Synthetic Molecular Communications Across Different Scales -- From Theory to Experiments
SyMoCADS project is a DFG-funded graduate school at Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg where TU Darmstadt is involved as a participating institution. In SyMoCADS, the first generation of doctoral researchers will receive structured training in the emerging interdisciplinary field of MC.
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BMBF Verbundprojekt IoBNT -- Internet of Bio-Nano-Things
IoBNT is a BMBF-funded collaborative project among TU Darmstadt and TU Berlin, TU München, TU Dresden, FAU, Universität zu Lübeck und DFKI. The IoBNT is tailored to coordinate monitoring and actuation in the human body through a communication platform that connects nanodevices and external gateways. Potential applications include precision medicine and microscale industrial applications.
Ausgewählte Publikationen
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- V. Jamali, H. M. Loos, A. Buettner, R. Schober, and H. Vincent Poor, “Olfaction-inspired MCs: Molecule mixture shift keying and cross-reactive receptor arrays,” IEEE Trans. Communications, 2023 (early access). Mehr erfahren
- X. Yu, V. Jamali, D. Xu, D. W. K. Ng and R. Schober, “Smart and reconfigurable wireless communications: From IRS modeling to algorithm design,” IEEE Wireless Communications Magazine, vol. 28, no. 6, pp. 118-125, 2021. Mehr erfahren
- M. Sánchez-Fernández, V. Jamali, J. Llorca, and A. M. Tulino, “Gridless multidimensional angle-of-arrival estimation for arbitrary 3D antenna arrays,” IEEE Trans. Wireless Communications, vol. 20, no. 7, pp. 4748–4764, 2021. Mehr erfahren
- V. Jamali, H. Ajam, M. Najafi, B. Schmauss, R. Schober, and H. V. Poor, “Intelligent reflecting surface-assisted free-space optical communications,” IEEE Communications Magazine, vol. 59, no. 10, pp. 57–63, 2021. Mehr erfahren
- M. Najafi, V. Jamali, R. Schober, and H. V. Poor, “Physics-based modeling and scalable optimization of large intelligent reflecting surfaces,” IEEE Trans. Communications, vol. 69, no. 4, pp. 2673–2691, 2021. Mehr erfahren
- C. A. Söldner, E. Socher, V. Jamali, W. Wicke, A. Ahmadzadeh, H.-G. Breitinger, A. Burkovski, K. Castiglione, R. Schober, and H. Sticht, “A survey of biological building blocks for synthetic molecular communication systems,” IEEE Communications Surveys & Tutorials, vol. 22, no. 4, pp. 2765-2800, Fourthquarter, 2020. Mehr erfahren
- V. Jamali, A. Ahmadzadeh, W. Wicke, A. Noel, and R. Schober, “Channel modeling for diffusive molecular communication—A tutorial review,” Proceedings of the IEEE, vol. 107, no. 7, pp. 1256–1301, 2019. Mehr erfahren
- V. Jamali, N. Farsad, R. Schober, and A. Goldsmith, “Diffusive molecular communications with reactive molecules: Channel modeling and signal design,” IEEE Trans. Molecular, Biological and Multi- Scale Communications, vol. 4, no. 3, pp. 171–188, 2018. Mehr erfahren
Offene PhD/Postdoc Stellen
Allgemeines Bewerbungsverfahren
Wir suchen motivierte Doktoranden oder Postdocs mit weitreichender Erfahrung in Kommunikation und/oder Informationstheorie und Signalverarbeitung. Bei Interesse laden wir Sie ein, Ihre Bewerbungen, einschließlich eines aktuellen Lebenslaufs und Motivationsschreibens, an vahid.jamali@tu-…zu senden.