Mehr Fachkräfte für europäische Mikrochip-Industrie

EU fördert internationales Projekt GreenChips-EDU

07.11.2023

Die TU Darmstadt ist mit weiteren 14 Hochschulen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen unter Leitung der TU Graz am internationalen Forschungsprojekt „GreenChips-EDU“ beteiligt. Ziel ist es, dringend benötigte Fachkräfte für die Halbleiterbranche auszubilden. Die EU fördert das Vorhaben mit 7,15 Millionen Euro. Mit der TU Darmstadt sind fünf weitere Hochschulen des Konsortiums Partner der Europäischen Hochschulallianz Unite!.

Um dem Fachkräftemangel gezielt entgegenzuwirken, haben sich sieben europäische Hochschulen mit weiteren acht Partnern aus der Industrie und Forschung in dem Projekt GreenChips-EDU zusammengeschlossen. Bild erstellt mit DALL-E 3.

Der European Chips Act beabsichtigt, die Voraussetzungen für die Entwicklung einer europäischen industriellen Basis im Halbleiterbereich zu schaffen, Investitionen anzuziehen, Forschung und Innovation zu fördern und Europa auf künftige Chip-Versorgungskrisen vorzubereiten. Mit dem Programm sollen 43 Milliarden Euro an öffentlichen und privaten Investitionen (davon 3,3 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt) mobilisiert werden, um den weltweiten Marktanteil der EU bei Halbleitern von derzeit 10 Prozent auf mindestens 20 Prozent bis 2030 zu verdoppeln.

Alleine in Deutschland fließen mehrere Milliarden Euro in den Bau neuer Halbleiterfertigungsstätten, u.a. in Magdeburg (Intel) und Dresden (TSMC). Für den Betrieb dieser neuen High-Tech-Standorte braucht es eine große Zahl an Ingenieur:innen und Techniker:innen und bisher ist unklar, woher diese kommen sollen. Schon heute mangelt es der Elektronik-Branche an qualifiziertem Personal, europaweit fehlen laut Schätzungen 60.000 bis 150.000 Arbeitskräfte.

Um diesem Fachkräftemangel gezielt entgegenzuwirken, haben sich sieben europäische Hochschulen mit weiteren acht Partnern aus der Industrie und Forschung in dem Projekt GreenChips-EDU zusammengeschlossen. Gemeinsam möchten sie die Ausbildung von Fachkräften im Bereich der Mikroelektronik forcieren.

TU Darmstadt konzipiert Lernprogramme

Das Fachgebiet Integrierte Elektronische Systeme (FG IES) der TU Darmstadt ist wesentlich für die Konzeptionierung der Lernprogramme (Bachelor- und Master-Programme, eigenständige Module und MBA) verantwortlich. Das Team um Professor Klaus Hofmann, Leiter des FG IES, und Dr. Ferdinand Keil adressiert den Qualifikationsbedarfs für den grünen Wandel in der Mikroelektronik für verschiedene Zielgruppen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gestalten zielgerichtete Bildungsprogramme für Mikroelektronik, die auf eine grüne und energetische Transformation ausgerichtet sind (Wirtschaft und Technik) sowie eine gemeinsame digitale Lernplattform. „Außerdem gilt es die Studiengänge für die Zielgruppe attraktiv zu gestalten und die Mobilitätsvoraussetzungen zu verbessern. Das schließt auch eine einheitliche Zertifizierungs- und Akkreditierungsmethode zwischen den Unite! Partnern ein, also ein gemeinsames Anerkennungssystem. Stichwort Double Degree und hürdenlose Anerkennung der Studienleistung“, so Dr. Keil. Die TU Darmstadt erhält dafür 925.000 Euro EU-Förderung.

„GreenChips-EDU ist tief verwurzelt in Unite! Das Projekt wird eine Vielzahl von Live-Long-Learning-Angeboten entwickeln, um neue Fähigkeiten für berufliche Karrieren in Forschung und Industrie im Bereich Greenchips und Halbleiter zu erwerben.“ Tanja Brühl, Präsidentin von Unite! und der TU Darmstadt

Der Schwerpunkt der Studiengänge konzentriert sich auf den Entwurf und die Fertigung von nachhaltigen und energieeffizienten Mikrochips sowie darauf aufbauenden Elektroniksystemen, denn stromsparende Mikrochips sind unverzichtbar, um die Klimaziele in Europa zu erreichen. „Für viele Anwendungen mikroelektronischer Hardware, wie Mobile Kommunikation, KI, Rechenzentren, Autonomes Fahren gilt heute: Unternehmen, die ernsthaft komplexe Software entwickeln, müssen sich zunehmend um den Entwurf eigener elektronischer Hardware kümmern. Das bedeutet, dass viele Anwendungen sich nicht mehr mit Standardprozessoren energieeffizient, performant und somit kompetitiv betreiben lassen, sondern die Entwicklung eigener Mikrochips erfordern. Unternehmen, die hier keine eigene Kompetenz aufbauen, verlieren ihre Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Professor Klaus Hofmann.

Bedeutung internationaler universitärer Netzwerke

GreenChips-EDU zeigt auch die Bedeutung internationaler universitärer Netzwerke für den Erfolg großer Verbundvorhaben. Die TU Darmstadt ist wie die TU Graz sowie die vier weiteren universitären Partner, Teil der Europäischen Universitätsallianz Unite!.

„GreenChips-EDU ist tief verwurzelt in Unite! Das Projekt wird eine Vielzahl von Life-Long-Learning-Angeboten entwickeln, um neue Fähigkeiten für berufliche Karrieren in Forschung und Industrie im Bereich Greenchips und Halbleiter zu erwerben. Durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Partner im Projektkonsortium entsteht ein beeindruckendes Wissensdreieck aus exzellenter Forschung, zukunftsorientierter Bildung und innovativen Unternehmen der grünen Mikroelektronik“, so Professorin Tanja Brühl, Präsidentin von Unite! und der TU Darmstadt.

Ziel ist es, dass in der vierjährigen Projektlaufzeit 600 Studierende ein Bachelor- oder Masterprogramm absolvieren. Die Masterprogramme sollen auch nach Ende der Projektlaufzeit aufrechterhalten werden. Neben den Studiengängen werden in GreenChips-EDU Weiterbildungsangebote zur Weiter- und Höherqualifizierung von Fachkräften aus der Industrie entwickelt – die Bandbreite reicht von kurzen Workshops über Microcredentials bis hin zu MBA-Programmen.

An GreenChips-EDU sind neben den Hochschulen, einem Verein und einem Forschungsinstitut auch sechs Unternehmen beteiligt, darunter Infineon Technologies Austria und Končar aus Kroatien. Die Industriepartner werden u.a. durch Lehraufträge und Kooperationen bei Abschlussarbeiten einbezogen.

Über die Europäische Hochschulinitiative

Die Europäische Hochschulinitiative wurde 2019 ins Leben gerufen, um die Schaffung eines europäischen Bildungsraums bis 2025 voranzutreiben. Die Europäischen Universitäten sind transnationale Allianzen von Hochschuleinrichtungen aus der EU, die eine langfristige Strategie verfolgen und europäische Werte und Identität vermitteln. Die Initiative soll die Mobilität der Studierenden und des Personals deutlich stärken und die Qualität, Inklusion und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Hochschulbildung fördern.

Als Reaktion auf eine erste Ausschreibung des Programms Erasmus+ im Jahr 2019 wurden die ersten 17 Allianzen für eine dreijährige Pilotphase ausgewählt, um den Grundstein für künftige europäische Universitäten zu legen. Unite! war unter diesen ersten 17. Weitere 24 Bündnisse folgten bei der zweiten Ausschreibung im Jahr 2020.

Die neue Förderung von Unite! , die Ende 2022 anläuft, fällt unter die Ausschreibungen zur weiteren Umsetzung der Europäischen Hochschulinitiative. Bis Mitte 2024 soll die Zahl der Europäischen Universitäten auf 60 erhöht werden, die mehr als 500 Universitäten vereinen und die im Rahmen von Erasmus+ mit einem voraussichtlichen Budget von 1,1 Milliarden Euro für den Zeitraum 2021-2027 unterstützt werden.

Ziel ist es, eine gemeinsame und langfristige strukturelle, nachhaltige und systemische Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation zu entwickeln und zu teilen, um europäische interuniversitäre Campus zu schaffen, in denen Studierende, Personal und Forschende aus allen Teilen Europas eine nahtlose Mobilität genießen und gemeinsam über Länder und Disziplinen hinweg neues Wissen schaffen können.

TU Graz/mho/IES