Digital die Welt der Elektrotechnik kennenlernen

Schülerinnen-Projekttage beschreiten aufgrund von Corona neue Wege

2021/02/09 von

Die 5. Schülerinnen-Projekttage des Fachbereichs etit fanden dieses Jahr am 1. und 2. Februar nicht in gewohnter Form an der TU Darmstadt statt. Aufgrund der Pandemielage musste die Veranstaltung, an welcher sonst Schülerinnen der Jahrgangsstufe 5 bis 11 an die TU Darmstadt kommen und dort diverse Fachgebiete der Elektro- und Informationstechnik kennenlernen, in die digitale Welt wechseln. Trotzdem konnten die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachgebiete Computational Electromagnetics und Lichttechnik den Schülerinnen tolle Einblicke und interessante Workshops bieten.

Um mehr junge Frauen für einen Ingenieursstudiengang im Bereich der Elektro- und Informationstechnik zu begeistern, fanden auch dieses Jahr die Schülerinnen-Projekttage am Fachbereich etit an der TU Darmstadt, initiiert durch das Gleichstellungsteam des Fachbereichs statt. Durch zwei interaktive Workshops konnten Schülerinnen der Klassenstufe 7 bis 10 den Fachbereich und seine vielen Fachgebiete kennenlernen. Dabei konnten sie diesmal nicht wie üblich Universitätsluft schnuppern, sondern besuchten die Workshops digital via Zoom.

Das Licht kennenlernen

Für die Schülerinnen der Klassenstufe 7 und 8 wurde ein Workshop vom Fachgebiet Lichttechnik von Professor Tran Quoc Khanh angeboten. In den vergangenen Jahren wurden dort Taschenlampen zusammengebaut, mit welchen sich die Schülerinnen geheime Botschaften in Form von codierten Lichtsignalen zuschicken konnten. Da das Bauen einer Taschenlampe aber eine sehr schwierige Arbeit ist und die Erfahrung aus den vergangenen Workshops gezeigt hat, dass dabei viele Fragen entstehen, musste für einen digitalen Workshop eine andere Idee her.

Die Workshop-Verantwortlichen am Fachgebiet, Anil Erkan und Jens Balasus, entschieden sich, den Mädchen die Zusammensetzung von Licht näher zu bringen. Mit einem selbst gebastelten Spektroskop bestehend aus einer Schablone und einer alten CD, zerlegten die Schülerinnen das Licht in seine Einzelteile. Anhand einfarbiger Power Point Folien, welche über Zoom gezeigt wurden, konnten die Mädchen die Bestandteile der einzelnen Lichtfarben sehen und sich darüber mit den Wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (WiMis) austauschen, sodass eine angeregte Unterhaltung entstand. Das Eis war damit gebrochen.

Im zweiten Teil des Workshops wartete auf die Mädchen und das Organisationsteam eine schwierigere Aufgabe: Sie sollten ein Arduino Board programmieren, um damit LED-Lampen in einer bestimmten Reihenfolge zum Blinken zu bringen. Jede Teilnehmerin erhielt dafür zusammen mit dem Arduino Board einen USB-Stick, auf dem die Programmierumgebung schon gespeichert war und nur angeklickt werden musste. Mit dieser Vorbereitung dauerte es keine 30 Minuten, bis die ersten LEDs zu Blinken begannen.

Die Sorge der Betreuer, dass die Fehlersuche im Code über Zoom sehr schwierig werden könnte, stellte sich als unbegründet heraus, da die Mädchen sehr schnell lernten, auf welche Formalitäten sie beim Programmieren achten müssen. Die Organisatoren des Workshops waren begeistert von den Schülerinnen, welche sich aktiv am Workshop beteiligten und sich mögliche Erweiterungen oder Verknüpfungen zwischen den Aufgaben ausdachten. Auch die Schülerinnen waren voll des Lobes für den Workshop und gaben durchweg positives Feedback. Viele wollen im nächsten Jahr auch wieder an den Projekttagen teilnehmen und hoffen darauf, dass diese dann wieder in Präsenz stattfinden.

Energie durch die Luft schicken

Die Schülerinnen der Klassenstufen 9 und 10 besuchten den Workshop des Fachgebietes Computational Electromagnetics (CEM) von Professor Sebastian Schöps. Das Team rund um Anna Ziegler hatte sich für die Schülerinnen ein umfangreiches Programm ausgedacht, welches viele spannende Themenfelder anschnitt. So bauten die Schülerinnen mit Hilfe der WiMis des Fachgebietes einen Elektromotor und lernten dabei gleichzeitig die Arbeitsweise von IngenieurInnen kennen, um in der Praxis moderne Geräte zu entwerfen. Desweitern experimentierten die Schülerinnen mit elektrischen Feldern. Um zu demonstrieren, wie mächtig und faszinierend dieses Phänomen sein kann, ließen die WiMis eine Metallplatte mit Hilfe eines elektrischen Feldes in der Luft schweben.

Damit jede Schülerin an dem Bau des Elektromotors teilnehmen konnte, bekamen sie im Vorfeld ein Paket zugeschickt, in welchem die benötigten Teile zum Bau des Elektromotors enthalten waren. Dies war ein hoher organisatorischer Aufwand, da die Pakete rechtzeitig bei jeder Schülerin ankommen mussten. Auch der Zusammenbau und das Erklären von Problemen über Zoom stellte die Schülerinnen aber auch die Betreuerinnen vor neue Herausforderungen.

In der Abschlussrunde lobten die Teilnehmerinnen die tolle Durchführung des Workshops. Viele Schülerinnen wären gerne an die TU Darmstadt gekommen. Da der Workshop am Fachgebiet CEM der letzte in der Reihe der Schülerinnen-Projekttage ist, wurden die Schülerinnen auf weiterführende Angebote der TU Darmstadt und des Fachbereichs etit hingewiesen, etwa das Junior Studium. So hofft das Gleichstellungsteam, dass die Schülerinnen nachhaltig an die TU Darmstadt gebunden werden und sich nach dem Abitur für ein (elektro-)technisches Studium entscheiden.

Schülerinnen-Projekttage

Die Schülerinnen-Projekttage wurden 2017 durch das damalige Gleichstellungsteam des Fachbereichs ins Leben gerufen. Es handelt sich um ein mehrstufiges Konzept, welches in Abhängigkeit der Altersklasse verschiedene Workshops für Schülerinnen der 5. bis 11. Klasse vorsieht. In dreitägigen Workshops, die durch verschiedene Fachgebiete angeboten werden, lernen Schülerinnen die vielfältigen Themen des Fachbereichs kennen. Aufgrund der Möglichkeit, die Universität bzw. den Fachbereich wiederholt im Rahmen der Projekttage zu besuchen, sollen die Teilnehmerinnen nachhaltig für die Wahl eines technischen Studiengangs begeistert werden.

Die Schülerinnen-Projekttage wurden 2020 mit dem Franziska-Braun-Preis für innovative Gleichstellungsansätze durch die Carlo und Karin Giersch-Stiftung an der TU Darmstadt ausgezeichnet.