„Die perfekte Möglichkeit in einem komplett anderen Umfeld zu leben“
Austauschstudent Tim Schimkat mit der St. Petersburg State University of Information Technologies, Mechanics and Optics (iTMO) im Interview
30.07.2019 von ulg
Ein Auslandsstudium bietet die einmalige Chance, für ein oder zwei Semester die vertraute Umgebung zu verlassen, ein neues Land und Leute kennenzulernen und die Sprachkenntnisse zu verbessern. Und die erworbenen Studienleistungen können natürlich auch angerechnet werden. Hier berichten wir in loser Folge von unseren Studierenden, die diese Erfahrung bereits gemacht haben.
Der Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik begrüßt und unterstützt den internationalen Studierenden-Austausch und pflegt daher Austauschkooperationen mit renommierten Partneruniversitäten: Derzeit hat etit weltweit ca. 80 Partner in 37 Ländern.
Für qualifizierte Studierende bieten Double Degree-Programme die Möglichkeit, mit nur wenig Studienzeitverlängerung sowohl den Master of Science an der TU Darmstadt als auch den entsprechenden Abschluss einer der Double Degree-Partneruniversitäten von etit zu erlangen.
Auf unseren Webseiten finden Sie alle weiteren Hinweise und Informationen zum Bewerbungsverfahren. Deshalb:
„Nicht zögern – unbedingt bewerben“
Infoveranstaltung mit Treffen der RückkehrerInnen und Austauschstudierenden am Donnerstag, 24.10.2019 um 13:30 Uhr in S3|06, 052
Bewerbungszeitraum: 01. – 30. November
Man sagt, der erste Eindruck lässt sich nicht mehr rückgängig machen: Was war Ihr erster Eindruck als Sie im Rahmen des Austauschstudiums im Land angekommen sind?
Jeder Austauschstudent bekommt einen russischen „Buddy“ zugeteilt, der einen bei bürokratischen Hindernissen etc. unterstützt. Mein Buddy holte mich also am Flughafen ab, zeigte mir Unterkunft und Uni und half beim üblichen Papierkram. Was sofort auffällt ist daher zum einen die Hilfsbereitschaft der Russen unter Freunden, aber auch das Ausmaß der Bürokratie. So muss man z.B. am ersten Tag zum Lunge-Röntgen, muss sich bei und nach jedem Standortwechsel neu registrieren lassen und es dauert ungefähr zwei Monate bis man sein verlängertes Visum zur mehrmaligen Einreise erhält.
Sie haben beide Universitäten kennengelernt. Was ist aus ihrer Sicht der größte Unterschied?
Über die Kurse für einheimische auf Russisch kann ich nicht viel sagen, weil die Austauschstudenten separat auf Englisch unterrichtet werden. Für die internationalen Kurse gibt es keine festen Lehrpläne, sodass Inhalt und Qualität zu 100% vom jeweiligen Professor abhängen. Daher war von Aushilfsprofessoren deren Fachkenntnisse unter meinen lagen bis zu einem Kurs auf TU Darmstadt Niveau alles vertreten. Die Kursmaterialien stammen meist nicht vom Professor selbst, sondern wurden einfach aus dem Internet heruntergeladen.
Sie haben sicher auch viel von der ausländischen Kultur mitbekommen. Gibt es besondere Eindrücke, die Sie zurück mit nach Deutschland nehmen?
Zunächst einmal besteht natürlich die Sprachbarriere, da auch in Sankt Petersburg nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung englisch spricht. Was mich vor Allem überrascht hat ist, dass auch an Museums- oder Theaterkassen, Apotheken und in der jungen Generation meist nicht einmal rudimentäre Englischkenntnisse vorhanden sind.
Was mir besonders aufgefallen ist, ist wie gravierend in Russland der Unterschied zwischen geschäftlichen und privaten Beziehungen ist. Die bereits kritische Haltung gegenüber Fremden schlägt gerade bei Vorlage eines russischen Studentenausweises für ermäßigten Eintritt schnell in Ablehnung um und bedarf einiger Hartnäckigkeit und russischer Sprachkenntnisse. Im krassen Gegensatz dazu steht die uneingeschränkte Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Menschen die man privat kennenlernt.
Was war ihr persönlicher Beweggrund, sich für das Auslandsstudium zu entscheiden?
Nach meinem Bachelor hatte ich das Gefühl einfach mal eine Pause von meinem normalen Studienalltag zu brauchen. Daher bot das Auslandsstudium die perfekte Möglichkeit in einem komplett anderen Umfeld zu leben ohne dabei das Studium unterbrechen zu müssen. Von Russland versprach ich mir eine interessante Kultur und ein praxisnahes Studium.
Hat es Sie auch fachlich in ihrem Studium weitergebracht – und wenn ja auf welche Weise?
Aus rein fachlicher Sicht hat sich der Austausch um offen zu sein nicht gelohnt. Natürlich nimmt man das ein oder andere aus den Kursen mit (vor Allem aus Matlab-Projekten), an der TU hätte ich in der gleichen Zeit aber sicherlich mehr gelernt. Der Mehrwert der anderen Studienbedingungen lag für mich eher darin, dass man zu eigenständigem Handeln gezwungen wird und sich nicht einfach in eine Vorlesung setzen und abwarten kann.
Glauben Sie, dass ein Auslandsaufenthalt Vorteile auf dem Arbeitsmarkt bietet?
Da ich mich in letzter Zeit auf keine Stelle beworben habe kann ich hierzu nichts sagen. Generell gehe ich aber davon aus, dass der Mehraufwand und die vielfältigen Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt honoriert werden.
Was würden Sie interessierten Studierenden raten, die sich gerade jetzt überlegen, ob Sie sich für ein Auslandsstudium bewerben sollen? Gibt es nützliche Tipps?
Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, den Schritt zu gehen. Auch wer sich die verschiedenen Erfahrungsberichte auf den TU-Seiten durchließt wird feststellen, dass es bisher noch wirklich niemand bereut hat. Man sollte auf jeden Fall offen in ein Auslandssemester gehen. Das heißt zum einen sich den Gegebenheiten anzupassen und nicht davon auszugehen seinen Studienplan von zuhause exakt durchziehen zu können. Zum anderen aber auch auf seine dortigen Kommilitonen und Mitmenschen im Allgemeinen aktiv zuzugehen, da die dabei geknüpften Beziehungen den vielleicht größten Mehrwert des Austauschs darstellen.
St. Petersburg State University of Information Technologies, Mechanics and Optics (iTMO):
Die iTMO gehört zu Russlands National Research Universities.
Sie bietet einige internationale Masterstudiengänge an, die zu zwei Abschlüssen an ITMO und einer Partnerhochschule führen. Da diese Programme komplett auf Englisch gelehrt werden, werden hier ein paar der relevanten internationalen Studiengänge genannt:
• Information and Communication Technologies
• Molecular Nano and Biophotonics
• Optics, Photonics and Optoinformatics
• Physics and Technology of Nanostructures
• Information Technologies in Fuel and Energy Complex Enterprises
• Mechatronics
Vor der Ankunft wird man bereits von einem persönlichen Tutoren/in kontaktiert.
Für einen Austauschplatz in Sankt Petersburg kann man sich um ein PROMOS-Stipendium des DAAD bewerben.
zum Bewerbungsverfahren sowie ausführliche Erfahrungsberichte von Studierenden. Auf unseren Webseiten finden Sie alle weiterführenden Hinweise und Informationen