Priorität Studium und Lehre
Elektrotechnik-Studiengang der TU Darmstadt unter den TOP 3 in Deutschland
2019/05/23 von Karl Ulrich Saß
Die Forschung genießt in der heutigen Universitätslandschaft einen Stellenwert wie selten zuvor. Exzellenzinitiativen, Forschungsrankings, Drittmittelfinanzierung: Universitäten werden primär an ihrem Forschungsoutput gemessen. Bisweilen gerät dabei die Lehre in Vergessenheit. Nicht so an der TU Darmstadt. Der Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik (etit) hat in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, um seinen Studierenden beste Bedingungen zu ermöglichen.
In der Ausbildung hervorragender und verantwortungsvoller Ingenieurinnen und Ingenieure sieht der Fachbereich seinen vorrangigen gesellschaftlichen Auftrag. Nur so können diese einen wertvollen Beitrag dazu leisten, den Herausforderungen der Zukunft mit technischen Mitteln zu begegnen. Und: nur so kann auch ein Grundstein für exzellente Forschung gelegt werden. Dass der Elektrotechnikstudiengang der TU Darmstadt laut CHE-Ranking nun zu den besten Elektrotechnik-Studiengängen in Deutschland zählt, sieht der Fachbereich als Bestätigung seiner Bemühungen, aber auch als Ansporn, seine Studiengänge weiter zu verbessern.
Am Anfang, im Jahr 2013, stand die Diagnose eben jenes CHE-Rankings, nach der die Studierenden die Lehre am Fachbereich etit kritisch beurteilten. Als unmittelbare Reaktion hierauf wurden unter dem damaligen Dekan Abdelhak Zoubir verschiedene Sofortmaßnahmen ergriffen. Studiendekan Andy Schürr widmete sich infolge dessen intensiv der Frage, wie man den Studiengang Elektrotechnik und Informationstechnik besser studierbar machen kann, ohne dabei Einbußen beim Anspruch der Studieninhalte und Kompetenzerwerb der Studierenden hinnehmen zu müssen.
Studierende von Anfang an mitnehmen
Man wollte es jedoch nicht bei diesen Verbesserungen im Studienprogramm belassen. Denn man war sich bei etit einig: Studium und Lehre sollten dauerhaft einen herausragenden Stellenwert erhalten. Der Fachbereich formulierte daher unter der Leitung des damaligen Dekans Jürgen Adamy die sogenannte Strategie 2020.
Im Dezember 2014 wurden zehn übergeordnete Ziele formuliert, welche bis 2020 erreicht werden sollten. Die ersten drei Ziele widmeten sich dabei der Verbesserung von Studium und Lehre. „Wir haben diese Ziele dann in Teilziele und Maßnahmen übersetzt“, so der damalige Studiendekan Oliver Boine-Frankenheim. „Insbesondere der Studieneingangsphase galt unser Augenmerk. Hier werden im Studiengang der Elektrotechnik und Informationstechnik viele Grundlagen vermittelt und das Studium ist sehr anspruchsvoll. Entsprechend hohes Frustpotential besteht zu Beginn des Studiums. Uns wurde zunehmend klar, dass wir die Studierenden von Anfang an mitnehmen müssen.“
Zwölf Maßnahmen zur Verbesserung der Lehre
Zwölf Maßnahmen wurden damals zur Verbesserung der Lehre definiert, darunter etwa eine systematische Gestaltung des Übergangs von der Schule ins Studium, die Einrichtung von Lernzentren oder die Erstellung eines Kriterienkatalogs, mit Hilfe dessen neue Professorinnen und Professoren vor einer Berufung an den Fachbereich auf ihre Qualitäten in und Motivation für die Hochschullehre geprüft werden. Auch die wichtigen Grundlagenveranstaltungen wurden nochmal genau unter die Lupe genommen und von Christian Hochberger zu seiner Studiendekanszeit besser aufeinander abgestimmt.
Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Man weiß bei etit zwar, dass Rankings an sich immer nur einen Teil der Realität widerspiegeln können und geht sowohl mit positiven als auch negativen Rankingergebnissen mit entsprechend kritischer Vorsicht um. Dennoch ist man sich sicher, dass die Strategie des Fachbereichs zur Verbesserung der Lehre zu dem jetzigen Ergebnis im CHE-Ranking beigetragen hat.
Schließlich ist man in der Spitzengruppe bezüglich des umfassenden Kriteriums ‚Allgemeine Studiensituation‘ und sogar auf Platz 1 bei dem Kriterium ‚Unterstützung am Studienanfang‘. „Das dürfte kein Zufall sein. Wir haben in den letzten Jahren bereits in internen Befragungen einen positiven Trend feststellen können“, erläutert Prodekan Ralf Steinmetz, in dessen Ressort die Ergebnisse der Strategie 2020 und ihrer Maßnahmen jährlich systematisch analysiert werden.
Forschung und Lehre verbinden
Und die Forschung? Auch hier fragt das CHE-Ranking in einigen Bereichen die Leistung ab. Auch hier schneidet die Elektrotechnik und Informationstechnik an der TU Darmstadt sehr gut ab.
Hervorragende universitäre Lehre lebt von der Aktualität, gerade in hochtechnischen Bereichen, in denen teils rasante Forschungsfortschritte erfolgen. Bei etit ist man sich bewusst: Lehre und Forschung müssen verbunden werden. „Forschung und Lehre können sich gegenseitig befruchten. Hervorragende Lehre ist aber die Grundvoraussetzung. Nur auf diesem Wege kann kompetenter wissenschaftlicher Nachwuchs ausgebildet werden. Gute universitäre Lehre muss die Basis für die Spitzenforschung von morgen legen“, bringt der aktuelle Dekan Tran Quoc Khanh dies auf den Punkt.
Das bedeute nicht, dass jede Absolventin eine Nobelpreisträgerin werden müsse und jeder Absolvent ein Spitzenforscher. „Wenn wir es schaffen, hochkompetente Ingenieurinnen und Ingenieure auszubilden, die sich zudem ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst sind, dann haben wir unser Ziel erreicht.“
Weniger Studienabbrüche als Ziel
Andy Schürr ist als Dekanskollege von Prof. Khanh heute erneut Studiendekan: „Ich freue mich, dass die Studierenden am Fachbereich insbesondere bei den Teilkriterien ‚Möglichkeiten bei der individuellen fachlichen Schwerpunktsetzung im Studium‘‚ Mentor(inn)ensystem‘ und ‚Qualität von … Praxiselementen‘ in der CHE-Umfrage eine deutlich über dem Mittelwert aller Hochschulen liegende Zufriedenheit bekundet haben“. Er ist sich jedoch sicher, dass sich der Fachbereich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen werde. Schließlich gebe es noch einiges zu verbessern. Am meisten störe ihn die geringe Studienerfolgsquote. „Dies ist ein Befund, der auf praktisch alle Universitäten zutrifft, die einen Elektrotechnik-Studiengang anbieten. Umso größer ist unser Ehrgeiz, einen guten Weg zu finden, der zu deutlich weniger Studienabbrüchen führt – ohne dabei aber unsere Ansprüche zurückzuschrauben.“