„Der Weg in eines der wichtigsten Forschungsfelder unserer Zeit“

Der Doktorand Phil Reize über sein Medizintechnik-Studium – Teil vier einer fünfteiligen Serie

14.10.2025

Für Phil Reize hat der Studiengang Medizintechnik zwei seiner Interessen kombiniert: Elektrotechnik und Medizin. Im Interview blickt der 24-jährige, der im Oktober 2023 seinen Abschluss machte, auf sein Studium zurück – und gibt Studienanfänger:innen einen wichtigen Tipp.

Phil Reize

Wenn Sie den Studiengang Medizintechnik in einem Satz erklären müssten, wie würde dieser lauten?

Phil Reize: Ein Elektrotechnikstudium angereichert mit medizinischem Grundwissen, tollen Einblicken in die Klinik und einem inhärenten Fokus auf Interdisziplinarität, das einem den Weg in eines der wichtigsten Forschungsfelder unserer Zeit ebnet.

Warum haben Sie sich entschieden, Medizintechnik zu studieren?

Ich wollte etwas Ingenieurstechnisches mit Schwerpunkt Elektrotechnik studieren. Dafür habe ich das klassische Medizinstudium links liegen gelassen, das mich ebenfalls sehr interessiert hat. Mein bester Freund hat sich zeitgleich für Mechatronik entschieden und beim Durchscrollen der Website fand ich „Med“ direkt unter „Mec“; so habe ich den Studiengang entdeckt, der beide meine Interessen kombiniert.

Was war für Sie die größte Überraschung im Studium der Medizintechnik?

Wie schnell ich für die weniger schönen Aspekte der Medizin abgestumpft wurde. Zum Ende meiner Schulzeit konnte ich nicht einmal dabei zusehen, wie ein Frosch im Biounterricht seziert wird. Am Ende des Bachelors konnte ich bei offenen Herz-Operationen zusehen, und mittlerweile arbeite ich nebenberuflich im Rettungsdienst.

Was war Ihre coolste und was war Ihre skurrilste Erfahrung im Studium?

Da ich im ersten Jahrgang war und wir besonders im Master nur noch sehr wenige waren, war ich am Ende des Studiums teilweise allein mit Theresa Nolte in Vorlesungen der Universitätsklinik. Dadurch konnten die Ärzt:innen sehr interessantes Programm mit uns machen. Das Skurrilste im Studium war eine Tumorentfernung an einem Gehirn eines Patienten zu beobachten, der nicht in Narkose lag, sondern nur örtlich betäubt wurde. Das macht man, um sicher zu gehen, dass man keine Teile des Gehirns beschädigt, die der Patient noch braucht. Er hat sich während der Operation entspannt mit uns unterhalten.

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Welche Bedeutung hatte für Sie der Frankfurter Medizinanteil in Ihrem Studium?

Der Medizinanteil ist ein riesiger Vorteil. Ärzt:innen haben aufgrund ihrer eigenen Ausbildung und Gepflogenheiten oft Schwierigkeiten, Ingenieur:innen zu vermitteln, was sie zur Lösung eines Problems benötigen. Die Sprache und die innerklinischen Gegebenheiten zu kennen, erleichtert die Kommunikation immens und macht einem den Einstieg in die Forschung und Entwicklung von medizintechnischen Geräten leichter.

Welchen Tipp würden Sie Erstsemestern bzw. Studienanfänger:innen geben?

Es ist in erster Linie ein Elektrotechnikstudium. Auch, wenn man 20 Prozent des Unterrichts in der Universitätsklinik verbringt, der Lernaufwand für die Module der TU ist viel größer. Die Regelstudienzeit zu erreichen ist sehr schwer und es auf lange Sicht nicht wert, da die eigene Qualifikation und die Noten durch das Bulimielernen stark leiden. Nehmt Euch die Zeit, die Ihr braucht, um die Grundlagen gut zu verstehen, Ihr werdet sie im späteren Studium brauchen.

Was haben Sie neben dem Studium gemacht?

Ich habe parallel seit dem dritten Semester als studentische Hilfskraft in verschiedenen Laboren der TU gearbeitet und zudem durchgehend Grundlagenfächer aller Art unterrichtet. Einen guten Teil meiner Freizeit verbringe ich ehrenamtlich beim Katastrophenschutz beim Deutschen Roten Kreuz in Darmstadt. Da ich aus Frankfurt komme, bin ich regelmäßig dort, um Zeit mit meiner Familie und meinen Schulfreunden zu verbringen.

Was sind Ihre Berufspläne, und sind es dieselben wie zu Beginn Ihres Studiums?

Aktuell arbeite ich an der TU als Doktorand im Fachgebiet Biophotonik – Medizintechnik, einem der ersten MedTec-Fachgebiete. Mittelfristig werde ich also an der Universität bleiben. Langfristig könnte ich mir eine akademische Laufbahn mit Professur vorstellen, da ich gerne unterrichte und ich die Freiheit der Forschungsarbeit hier schätze. Bis zur Promotion habe ich bereits zu Schulzeiten geplant, der Rest war immer offen.

Die Fragen stellte das Kommunikationsteam des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik (etit) an der TU Darmstadt.

Zahlen, bitte!

Der RMU-Kooperationsstudiengang Medizintechnik auf einen Blick

  • 132 – Abschlüsse seit Start im Wintersemester 2018/19
  • 256 – Zahl der Bachelor-Bewerbungen (Wintersemester 2024/25) für 120 Plätze
  • 144 – Zahl der Master-Bewerbungen (Wintersemester 2024/25)
  • 50,9 Prozent – Frauenanteil im Bachelorstudiengang (Wintersemester 2024/25)
  • 58,8 Prozent – Frauenanteil im Masterstudiengang (Wintersemester 2024/25)
  • 42 – Studierende mit Auslandsaufenthalt (Wintersemester 2024/25);beliebteste Ziele: Großbritannien, Irland, Skandinavien

Rhein-Main-Universitäten (RMU)

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