KI für die große Bühne
TU-Alumnus gewinnt Emmy-Award für Audiotechnik
20.12.2024 von Mareike Hochschild
Benjamin Graf studierte Elektrotechnik und Informationstechnik an der TU Darmstadt, arbeitete im Anschluss für zwei Jahre in einem Unternehmen für Hörgerätetechnik, machte sich als Einzelunternehmer selbstständig und gründete schließlich das Start-up “Accentize“. Wenn man den 34-Jährigen erzählen hört, wie sich sein Weg formte, erscheint die diesjährige Auszeichnung mit dem Emmy-Award in Los Angeles nur folgerichtig.
Er hätte sich während seines Studiums niemals vorstellen können, dass er einmal mit einer seiner Software-Anwendungen einen Emmy gewinnen würde. „Ehrlich gesagt, wusste ich lange nicht, was ein Emmy überhaupt ist“, erzählt Benjamin Graf. Der Emmy ist der wichtigste Fernsehpreis in den USA, der nicht nur den Darstellenden in US-Fernsehserien verliehen wird, sondern auch Entwicklerinnen und Entwicklern von TV-Technik, die bei der Serienproduktion zum Einsatz kommt. Die Auszeichnung fügt sich wie selbstverständlich in seinen Lebenslauf ein. Das mag daran liegen, dass Graf sehr klar ist. „Schön, wenn das nach außen so wirkt“, lacht er. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst für zwei Jahre in einem Angestelltenverhältnis, sammelt Erfahrungen und kommt zu einer Erkenntnis: „Ich wollte freier arbeiten und mehr im Bereich KI ausprobieren. Das geht in großen Unternehmen nur schwer und langsam.“ Als Freelancer und Einzelunternehmer in der Signalverarbeitung entwickelt er erste Produkte.
„Damals war mir das noch nicht bewusst, aber heute sehe ich ganz klar, wie das alles zusammenpasst und wie sich mein Hobby und mein Studium verbunden haben.“ Er habe schon immer selbst Musik gemacht, aufgenommen und produziert. Er fing an sich mit Software zu beschäftigen, die er schon als Kind genutzt habe und gründete 2019 sein Start-up Accentize. „dxRevive Pro“ heißt das Produkt, dass er im September 2023 auf den Markt brachte und wofür er im Oktober dieses Jahres mit dem Emmy-Award ausgezeichnet wurde. Das Programm erkennt störende Hintergrundgeräusche und schwächt sie ab, sodass die Aufnahme im Vordergrund Studioqualität erreicht. „Dafür habe ich sehr viele Störgeräusche und verschiedene Sprecherinnen und Sprecher aufgenommen, um die KI zu füttern.“ Die Mühe hat sich gelohnt, sein Produkt wird von amerikanischen Film- und Produktionsfirmen sowie von öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland verwendet. Er hat seine Nische gefunden und auch eine Agentur, die sich auf das Marketing für Audioprogramme spezialisiert und erkannt hat, dass sich eine Bewerbung um einen Emmy lohnt.
Er wurde ausgezeichnet mit dem „76th Engineering, Science & Technology Emmy® Award“ und nach Los Angeles eingeladen. „Das war schon seltsam, als Privatperson gemeinsam mit großen Firmen wie Adobe bei einem solchen Event zu sein. Ich kam mir erst ein bisschen verloren vor, bin dann aber schnell mit den anderen Gästen und Ausgezeichneten ins Gespräch gekommen und konnte den Abend genießen.“ Wem dankt man eigentlich als Ein-Mann-Start-up? Er lacht wieder. „Das ist tatsächlich nicht so einfach, ich habe aber meinem Praktikanten gedankt, der wirklich eine riesige Hilfe bei der Entwicklung war. Ich habe mich auch bei der Agentur für die Einreichung bedankt und meiner Partnerin, die leider nicht mitkommen konnte, weil unser Sohn im Sommer auf die Welt kam.“
Und was nun? Was kommt nach dem Emmy-Award? Wieder ist er sehr klar: „Im Moment setze ich nicht auf Wachstum. Dafür bräuchte ich nämlich mehr Mitarbeitende, ich sehe mich aber nicht als Chef“. Ob ein Verkauf in Frage käme? „Nein, ich möchte frei entwickeln können und möchte mir nicht reinreden lassen. Im Moment möchte ich mich auf den Support meiner Kundinnen und Kunden konzentrieren.“
Er hätte aber Lust, irgendwann mal etwas für die Musikbranche zu entwickeln – eine Frage der Zeit (Einschätzung der Redaktion).
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