Spende für die TU Darmstadt

Alumnus Eginhard Jungmann bedankt sich bei seiner Alma Mater

01.08.2024 von

Eginhard Jungmann kam als junger Spätaussiedler aus dem ehemaligen Oberschlesien 1958 nach Deutschland. Weil er die Veröffentlichungen und Bücher zweier Darmstädter Professoren kannte, führte ihn sein Weg damals an die Technische Universität. Mehr als 60 Jahre und eine erfolgreiche Karriere im Siemens-Management später bedankt er sich bei seiner Alma Mater und seinem Fachbereich Elektrotechnik mit einer großzügigen Spende.

Alumnus Eginhard Jungmann

1945 wurde aus Eginhard Jungmann „Jan Jedrzej“. Mit seinen Eltern hatte der damals Achtjährige in Beuthen gelebt, als nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus Oberschlesien polnisches Staatsgebiet, der Vater als Buchhalter zwangsverpflichtet wurde und die Familie nicht mehr ausreisen durfte. Er und seine Eltern wurden „polonisiert“, berichtet der heute 87-Jährige. Als Jan Jedrzej besuchte er fortan polnische Schulen, machte ein sehr gutes Abschlusszeugnis und bewarb sich erfolgreich um ein Stipendium des polnischen Staates in Moskau. Ab 1955 studierte er am „Institut der Energetik des Ordens Lenin“ sechs Semester am Fachbereich Regelungstechnik.

Als im Zuge der Familienzusammenführung die Ausreise von Deutschen aus Polen möglich wurde, bemühten sich seine Eltern um die Emigration nach Deutschland. Im Ruhrgebiet lebten Verwandte der Mutter. „1958 kamen wir im Lager Friedland an und wurden dann nach Aurich verlegt“, erinnert sich Eginhard Jungmann. Nach einer zähen Auseinandersetzung mit der Bürokratie wurde dort aus Jan Jedrzej wieder Eginhard Jungmann.

Fortsetzung des Studiums in Darmstadt

Für den jungen Elektrotechniker war klar, dass er sein Studium in Deutschland fortsetzen wollte. Zum Glück traf er im Lager auf einen katholischen Priester, der ihn beriet und mit dem er sich in dieser schwierigen Zeit austauschen konnte. Und manchmal sind es die Zufälle oder kleinen Begebenheiten, die den Ausschlag geben. „Ich kannte mich in der deutschen Hochschullandschaft nicht aus, aber ich kannte den Namen Winfried Oppelt, Verfasser des „Kleinen Handbuches der Regelungstechnik“ und ich wusste, dass er Professor in Darmstadt war“, erzählt Jungmann. Hinzu kam, dass der Geistliche im Lager ihm das Buch „Der NS-Staat“ von Eugen Kogon zu lesen gab. Der berühmte Soziologe hatte den ersten Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der TH Darmstadt inne. „Danach stand für mich fest: bei diesen Professoren wollte ich studieren“, sagt er.

„Als bettelarmer Spätaussiedler“ wurde er im Sommersemester 1959 an der damals noch Technischen Hochschule Darmstadt immatrikuliert. Er lebte in einem Zimmer in Pfungstadt und pendelte jeden Tag und bei jedem Wetter mit dem Rad an die Universität. Und tatsächlich saß er in Vorlesungen bei Professor Oppelt und auch Professor Kogon. „Gerade die Vorlesungen von Eugen Kogon waren überfüllt. Ich war einer unter Hunderten Studenten“, erinnert sich Jungmann. Aber er war dort, wo er hinwollte. Der Hochschulalltag in Darmstadt unterschied sich zwar stark von dem in Moskau, „aber ich wollte etwas erreichen und habe versucht, mich einzufügen“.

Karriere bei Salzgitter Industriebau und Siemens

Sein Diplom in Elektro- und Regelungstechnik legte er 1962 mit einer sehr guten Note bei Professor Oppelt ab. Schon während des Studiums hatte Eginhard Jungmann über einen TU-Professor Kontakte zur Firma Salzgitter Industriebau gepflegt, die einen Studierenden mit Russischkenntnissen für Übersetzungen suchte und die ihn nach seinem Diplom auch sofort einstellte. Als Sachbearbeiter fing er in der Abteilung Chemie innerhalb des Arbeitsbereiches Mess- und Regelungstechnik an, arbeitet sich schnell hoch und betreute später Baustellen in der Sowjetunion, in Jugoslawien und Pakistan. Als er seine Frau Franziska kennenlernte, die in München Geschichte studiert hat, wechselte er nach Bayern zur Firma Siemens, wo Eginhard Jungmann ebenfalls bald Karriere machte, in die oberen Führungskreise aufstieg und von 1990 bis zu seiner Rente 2006 als Direktor der Abteilung Zentrale Fertigungsaufgaben arbeitete.

Bei der Firma Siemens war er aber unter anderem auch verantwortlich für Forschungs-Kooperationen und Kontakte zur TU Darmstadt. Vor allem zu TU-Professor José Luis Encarnação, dem Fachbereich Informatik und dem Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD) „hatte ich ein gutes persönliches Verhältnis“, erinnert er sich gerne.

Großspende für die Alma Mater

„Die TU Darmstadt war ein wichtiger Baustein für meine Entwicklung in Deutschland“, sagt Eginhard Jungmann. Das ist auch der Grund, warum er und seine Frau sich jetzt entschlossen haben, die Technische Universität mit einer Großspende zu bedenken. 100.000 Euro fließen aus der privaten Schatulle nach Darmstadt. Als Alumnus möchte der 87-Jährige seiner ehemaligen Universität etwas zurückgeben. Ein Teil der Fördersumme kommt seinem früheren Fachbereich Elektrotechnik zugute, „aber ich habe der Universität Spielraum gelassen, wie sie die Mittel einsetzen möchte“, betont er. So sollen nun von der Spende eine Unite!-Gastprofessur finanziert, Deutschlandstipendien und Schulaktivitäten gefördert werden.

Professorin Tanja Brühl, Präsidentin der TU Darmstadt, bedankt sich bei Eginhard Jungmann: „Ich danke Herrn Jungmann herzlich für sein großzügiges Engagement für seine Alma Mater, die TU Darmstadt! Der akademische und auch berufliche Werdegang von Herrn Jungmann in der schwierigen und in vielen Punkten ungewissen Nachkriegszeit beeindruckt mich. Ich freue mich sehr, dass aus seiner seit seinem Studium andauernden Verbindung und Verbundenheit zu unserer Universität nun neue Möglichkeiten für Austausch, Kooperation und persönliche Entwicklung erwachsen.“

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