Live bei einer OP dabei – eine spannende Erfahrung

So aufregend kann dein Medizintechnikstudium sein

09.02.2022 von

Das Medizintechnikstudium eröffnet dir großartige Möglichkeiten. Damit ist nicht nur gemeint, dass man nach einem erfolgreichen Abschluss eine hochqualifizierte Fachkraft ist – und in Jobs tätig sein kann, die ein sehr hohes Einkommen versprechen. Das ist zwar alles wahr, aber lies selbst: Wir haben die ersten Medizintechnikabsolvent:innen nach ihrem spannendsten Erlebnis während des Studiums gefragt.

In meinem 6. Semester war ich live bei einer Operation am offenen Herzen dabei. Vor meinem Medizintechnikstudium war ich nicht einmal bereit im Biologieunterricht einen Frosch zu sezieren. Und jetzt sollte ich zum ersten Mal eine richtige Operation sehen?

Klar, mit den ganzen verschiedenen Bildern und Videos über alle möglichen Eingriffe in den menschlichen Körper hatte mich das Studium abgehärtet. Trotzdem ist es noch einmal etwas anderes, wenn ein echter Mensch auf dem OP-Tisch vor dir liegt.

Es ist ein seltsames Gefühl, wenn die erste Operation, die man sieht, ein derart massiver Eingriff wie eine Herzklappenoperation ist. (Phil Reize)

Als ich im Krankenhaus ankam, meldete ich mich erst einmal an. Nach einiger Zeit kam ein Kardiotechniker auf mich zu und brachte mich zunächst in die Umkleide und anschließend in den Vorraum des OP-Saals. Endlich durfte ich den OP-Saal betreten. Es war überraschend eng. Nicht etwa, weil der Raum zu klein war, sondern weil man sich nichts nähern durfte, das blau markiert war: dies sind die sterilen Zonen.

Nachdem alles vorbereitet war, wurde der Patient, der schon unter Vollnarkose stand, hineingeschoben. Als nächstes erklärte die Professorin, was genau gemacht werden sollte, sodass jeder sicher wusste, worum es ging – und die OP begann.

Zuerst wurde der Brustkorb des Patienten geöffnet. Dann wurde der Blutkreislauf des Patienten an eine Maschine übergeben und das Herz mit einer stark kaliumhaltigen Flüssigkeit stillgelegt.

Die Professorin erklärte genau, was gemacht werden soll, damit jeder sicher weiß, was er zu tun hat. (Phil Reize)

Als nächstes wurde die Hauptschlagader vom Herz getrennt und im Inneren die Klappen versorgt. Es war faszinierend zu sehen, mit wie vielen präzisen Stichen zwei Dutzend Fäden die Klappe festhielten. Im Anschluss wurde das Herz langsam wieder aktiviert und es wurde geprüft, ob alles ausreichend dicht war. Zuletzt schloss ein jüngerer Arzt den Brustkorb mit einigen Metalldrähten und Fäden. Die ganze Prozedur dauerte mehrere Stunden.

Es war ein unglaublich spannendes Erlebnis, gleichzeitig erschreckend und sehr interessant. Ich setzte mich auf eine Bank vor dem Universitätsklinikum und wartete auf eine Kommilitonin, die ihre erste Operation auf einer anderen Station erlebt hatte. Nach ein paar Minuten setzte sie sich zu mir.

Sie war genauso begeistert wie ich, als sie mir von ihrem Erlebnis erzählte. Sie hatte zu ihrer Überraschung auch keine Probleme, sich den invasiven Eingriff im Detail anzuschauen. Sie war bei einer roboterassistierten OP zur Entfernung der Prostata dabei. Dabei wurde ein Da-Vinci-Roboter eingesetzt, um den Eingriff im Bauchraum des Patienten zu erleichtern.

Den aus der Vorlesung bekannten Da-Vinci-Roboter in der Praxis zu sehen, war ein eindrucksvolles Highlight meines Studiums. (Theresa Nolte)

Als sie in den OP-Saal kam, war der Eingriff schon in vollem Gange. Der Roboter war an den Patienten angedockt und wurde von einem Chirurgen gesteuert. Über einen Monitor konnten sie verfolgen, wie im Bauch des Patienten operiert wurde. Der Arzt, der sie begleitet hatte, erklärte ihr genau, was gerade passierte, warum welcher Schritt gemacht wurde und was auf dem Bildschirm zu sehen war.

Es ist nämlich nicht so einfach, die Strukturen, die man sonst nur von schematischen Abbildungen kennt, in der Realität wiederzuerkennen. Sie war fasziniert von der Technik des Roboters und wir freuten uns beide, einige Wochen darauf den Roboter mit Testszenarien selbst einmal bedienen zu dürfen.

Live mitzuerleben, wie eine roboterassistierte OP durchgeführt wird, hat mir vor Augen gehalten, was durch die Weiterentwicklung der Medizintechnik erreicht werden kann. (Theresa Nolte)

Das zeigte uns, was mit Medizintechnik schon jetzt alles erreicht werden konnte und wieviel in Zukunft noch möglich sein wird. Das Medizintechnikstudium hat sich gelohnt. Nicht nur, weil wir ein spannendes Studium mit vielversprechender Karriere abgeschlossen haben, sondern auch, weil wir unseren Teil zum Fortschritt der modernen Medizin beitragen können.

Phil Reize und Theresa Nolte haben mittlerweile ihren Bachelor-Abschluss In Medizintechnik an der TU Darmstadt und der Goethe-Universität Frankfurt abgeschlossen und studieren jetzt im Master.