„Sehen Sie das digitale Semester als Chance!“

Ein Interview mit etit-Studiendekan Prof. Dr.-Ing. Harald Klingbeil

30.04.2021 von

Zum Wintersemester 2020/2021 wurden am Fachbereich etit neue Dekane gewählt. Dekan Prof. Dr.-Ing. Abdelhak Zoubir übernimmt für 2 Jahre die Leitung des Fachbereichs zusammen mit Prodekan Prof. Dr.-Ing. Marius Pesavento und Studiendekan Prof. Dr.-Ing. Harald Klingbeil. In einer kleinen Interviewserie stellen wir den Studierenden die neuen Dekane vor, damit diese wissen, wer die nächsten 2 Jahre ihren Studienalltag maßgeblich mitgestaltet.

Nachdem Prof. Dr.-Ing. Harald Klingbeil 1992 sein Diplom absolviert hat, war er vier Jahre lang als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TH Darmstadt, heute TU Darmstadt tätig. Nach seiner Promotion wechselte er in die Industrie, bis er 2002 wieder als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung tätig wurde, wo er bis heute eine Fachabteilung leitet. Seit 2011 ist er Professor an der TU Darmstadt. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Beschleunigertechnik. In diesem Interview berichtet er von den Zielen, welche er sich für seine Amtszeit gesteckt hat und wie Corona seine Arbeit als Dekan und Professor beeinflusst.

Sehr geehrter Herr Professor Klingbeil, welche Ziele haben Sie sich für ihre Amtszeit gesteckt?

Einen besonderen Schwerpunkt sehe ich in der Abstimmung der Lehrinhalte verschiedener Grundlagenlehrveranstaltungen innerhalb der einzelnen Studiengänge. Dazu ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, die Kernkompetenzen herauszuarbeiten, die unbedingt vermittelt werden müssen. Generell wird die Weiterentwicklung der Studiengänge ein wichtiges Thema während meiner Amtszeit sein. Auch die Qualität unserer digitalen Lehre ist mir ein persönliches Anliegen. Dies ist nicht nur aktuell durch COVID-19 bedingt wichtig, sondern auch generell für den Studienerfolg unserer Studierenden.

Wie schaffen Sie es die zusätzlichen Aufgaben, die mit ihrem Amt auf sie zukommen, mit ihren Lehr- und Forschungsaufgaben zu vereinen?

Dies ist in der Tat eine große Herausforderung, zumal ich im Rahmen der Forschungsaufgaben nach wie vor am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung als Großforschungseinrichtung tätig bin und auch dort Führungsaufgaben wahrnehme. Ich habe aber das Glück, sowohl im Bereich der Lehre als auch im Forschungsumfeld hervorragende Teams zu haben, die ganz wesentlich zum Erfolg in diesen Bereichen beitragen und auf die ich mich verlassen kann. Und nicht zuletzt sind auch die kompetenten und fleißigen Dekanatsmitarbeiterinnen und –mitarbeiter eine große Hilfe, ohne die das Amt nicht ausfüllbar wäre. Nur zusammen mit den erwähnten Teams und mit einer großen Effizienz bei der Arbeit ist es möglich, die wichtigsten Ziele mit genügend Intensität zu verfolgen.

Apropos Forschung: Was fasziniert Sie so an dem Gebiet der Beschleunigertechnik, dass Sie sich entschieden haben, darin zu forschen?

Dieses Gebiet ist so komplex und umfangreich, dass man täglich hinzulernt und immer wieder spannende Aspekte entdeckt. Das interdisziplinäre Arbeiten zwischen den Ingenieurwissenschaften, der Mathematik und der Physik hat mich schon immer interessiert. Und nicht zuletzt ist es sehr motivierend, sowohl messtechnische Aufgaben, Entwicklungsarbeiten im Bereich von Hardware und Software, Simulationen und mathematisch-physikalische Modellierung kombinieren zu können. Ein komplexes System kann man nur zum Funktionieren bringen, wenn am Ende alles zusammenpasst und die wesentlichen Aspekte alle verstanden sind. Natürlich gibt es auch immer wieder Rückschläge, aber dann muss man mit Beharrlichkeit und Engagement bei der Sache bleiben.

Wie beeinflusst die Coronakrise ihre Arbeit als Dekane und den Forschungsalltag an der TU Darmstadt?

Natürlich bestimmt die Coronakrise einen großen Teil unseres Arbeitsalltags, da viele Abläufe geregelt und immer wieder an die aktuelle Situation angepasst werden müssen. Man kann nicht leugnen, dass dadurch deutlich weniger Zeit für die inhaltlichen Kernbereiche zur Verfügung steht. Wir alle wünschen uns, dass sich diese Situation bald bessert und dass möglichst bald auch wieder Präsenzbetrieb möglich sein wird. Durch die Corona-Krise bedingt werden wir aber auch gezwungen, Lösungen zu erarbeiten, die auch nach der Krise noch Bestand haben werden und zweifellos Verbesserungen sind, die sonst nicht in diesem Maße erreicht worden wären.

Was wollen Sie den Studierenden noch für dieses besondere Semester mit auf den Weg geben?

Bitte sehen Sie die Online-Lehre nicht nur als notwendiges Übel, sondern auch als Chance! Digitale Lehre gab es schon lange vor der Corona-Krise, und sie ermöglicht auch ein flexibleres, eigenverantwortliches Studieren. Bitte beteiligen Sie sich aktiv an den Lehrveranstaltungen, trauen Sie sich, Fragen zu stellen, und arbeiten Sie kontinuierlich mit. Fragen sind willkommen, denn nur so kann die Lehre effektiv sein, und sowohl die Studierenden als auch die Lehrenden werden daran Freude haben. Universitäten und generell die Wissenschaft leben vom Austausch und von Diskussionen – ob „live“ oder „online“!

Herzlichen Dank für Ihre Antworten und dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben!