Forschungskolloquium etit bewegt
Interdisziplinärer Austausch zur Elektrifizierung der Mobilität
04.03.2020 von Roland Steck
Am 18. Februar 2020 veranstaltete der Fachbereich etit das dritte Forschungskolloquium zum Thema ‚Elektromobilität und Kfz-Antriebstechnik‘ mit etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
In seiner Einführung betonte Dekan Prof. Khanh, dass die Entwicklung der Mobilität sehr stark durch regulatorische Randbedingungen wie EU-Richtlinien und Flottenverbrauch und CO2-Ausstoß oder Import- und Fahrverbote bestimmt werden.
Anlässlich der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland am 12.2.2020 für seine Verdienste als Pionier der Mechatronik und Promoter des Wissenschaftsstandortes Deutschland gratulierte der Dekan Prof. Isermann im Namen des Fachbereichs.
In seinem Impulsvortrag entwickelte Prof. Isermann dann ein Szenario für die Entwicklung künftiger Fahrzeugantriebe anhand der zur Verfügung stehenden Energieträger.
Sowohl die Elektromobilität als auch die Herstellung von Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen muss dabei im Kontext des Energie-Mix und der Versorgungsnetze betrachtet werden. Ein Elektroauto, das mit Braunkohlestrom betrieben wird, weist zum Beispiel eine schlechtere CO2-Bilanz auf als ein modernes Diesel-Fahrzeug. Genauso wird der Ausbau von Schnell-Ladestationen einen massiven Ausbau der Mittelspannungsnetze erfordern. Mittelfristig erwarten die Fachgesellschaften und die Automobilhersteller in der Mobilität eine Verteilung aus einem Drittel batterieelektrisch betriebenen Fahrzeugen, einem Drittel Hybrid-Fahrzeugen und einem Drittel Verbrennern, d.h. zwei Drittel der Fahrzeuge werden in den nächsten zehn Jahren elektrisch betrieben.
Herr Dr. Gärtner, der im Forschungszentrum der Firma Bosch für E-Maschinen zuständig ist, entwickelte in seinem Impulsvortrag die Industrieperspektive auf das Thema. Er führte anschaulich aus, dass bei elektrisch betriebenen Fahrzeugen auch eine Reihe von Hilfsantrieben, wie zum Beispiel Bremskraftverstärker, mit Elektromotoren realisiert werden müssen.
Insbesondere der Kostendruck im Bereich der Fahrzeugtechnik führt dabei zu einer ganzheitlichen Betrachtung des Elektromotors, des mechanischen Getriebes und der Leistungselektronik. Die Simulation von Teilsystemen führt dabei zu stark verkürzten Entwicklungszyklen und zu einer Reduktion der Anzahl notwendiger Testaufbauten.
Im Bereich der Nutzfahrzeuge werden mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen trotz der großen Verluste in der Prozesskette zwischen Elektrolyse von Wasserstoff und des Transports bis zur Betankung der Fahrzeuge an Bedeutung gewinnen, weil der Batteriebetrieb bei Nutzfahrzeugen eine große Einschränkung der Nutzlast mit sich bringt.
In der anschließenden Paneldiskussion verdeutlichten die beiden Vortragenden, Herr Prof. Kirchner vom Fachbereich Maschinenbau und Prof. Griepentrog vom Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik, die Perspektive der TU Darmstadt auf das Thema. Mit der steigenden Bedeutung der E-Mobilität wird das Thema hochrelevant für die Ingenieursfachbereiche. Gerade in der Fahrzeugtechnik stellen sich bei der Weiterentwicklung der Antriebssysteme ganz neue Herausforderungen, die nur in Kooperation zwischen Elektrotechnikern, Maschinenbauern und Spezialisten für die Systemsimulation zu bewältigen sind.
Kommende Termine
17.03.2020: Zukunftsthema Energie
28.04.2020: Industrie 4.0
19.05.2020: Medizintechnik