Virtuelle Lichtplanung in der Architektur

Interdisziplinäres Forschungsseminar zwischen Lichttechnik und Architektur

05.04.2019 von

In Wintersemester 2018/19 organisierten das Fachgebiet Lichttechnik und der Fachbereich Architektur der TU Darmstadt erstmals eine Lehrforschungsveranstaltung zum Thema Virtual Reality. Ziel war die realistische Nachbildung von Lichtverhältnissen und deren Beurteilung durch Probanden. Eine Fortsetzung der Veranstaltung folgt in diesem Sommersemester.

Als sich die Dekanin des Fachbereichs Architektur, Anett-Maud Joppien die Virtual Reality-Brille aufsetzt, befindet sie sich augenblicklich zwei Stockwerke höher – in dem Besprechungsraum am Fachgebiet Lichttechnik, in dem sie bis vor kurzem noch persönlich stand. Ein Schwenk des Kopfes nach links und man sieht ein modernes Gemälde der Darmstädter Innenstadt, ein Schwenk nach rechts und man blickt auf eine Flipchart, im Hintergrund steht noch eine gelbe Kaffeetasse auf dem Regal.

Ein Semester lang haben 10 Architektur- und Elektrotechnik-Studierende an dem Lehrforschungsprojekt gearbeitet. Ziel: eine möglichst realistische Nachbildung des Besprechungsraums mit dem grünen Boden zu erstellen. Dabei steht gar nicht so sehr der Raum selbst im Zentrum des Projekts, sondern das Licht.

Bei der Planung von neuen Gebäuden oder Renovierungen ist es für Architektinnen und Architekten von besonderer Bedeutung, dass sie die tatsächlichen Lichtverhältnisse in den Räumen richtig einschätzen und planen können. Denn: eine gleichzeitig angenehme wie auch funktionale Lichtatmosphäre ist sowohl in Arbeits- als auch Wohnräume entscheidend für das menschliche Wohlbefinden.

„Ingenieure und Architekten haben eine eigene Herangehensweise“

Seit mehreren Jahren arbeiten die AG Licht am Fachgebiet Entwerfen und Gebäudetechnologie des Fachbereichs Architektur mit dem Fachgebiet Lichttechnik des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik in lockerer Kooperationen zusammen. Nur in der fachübergreifenden Zusammenarbeit lässt sich die Lücke zwischen der technischen Forschung in den Ingenieurwissenschaften und der planenden Seite bei den Architekten schließen. Eine interdisziplinäre Lehrveranstaltung fand in der Form nun zum ersten Mal statt. Für die Studierenden war die Zusammenarbeit ganz anders, als sie es aus ihren bisherigen Veranstaltungen kannten. „Ingenieure und Architekten haben eine eigene Herangehensweise an Aufgabenstellungen“, so Sebastian Beck, der die Lehrveranstaltung von Seiten der etit betreute.

In vier Gruppen bearbeiteten die Studierenden verschiedene Fragestellungen, die schließlich in einem gemeinsamen Lösungsansatz zusammengeführt wurden. Die Teilnehmenden hatten damit die Möglichkeit, ihre Ideen in ein aktuelles und relevantes Forschungsprojekt einzubringen.

Am Ende können alle stolz auf das gemeinsam erarbeitete Ergebnis blicken: Die Lichtmodellierung eines Raumes, des Besprechungsraums der Lichttechnik. In einer Probandenstudie wurden zudem die Beleuchtung des realen Raumes mit dem nachgebauten virtuellen Raum verglichen und hierbei wichtige Erkenntnisse über Virtual Reality in der Lichtplanung gewonnen.

Fortsetzung in diesem Sommersemester

Die erfolgreiche Veranstaltung wird im Sommersemester 2019 fortgesetzt. Im Fokus steht der Modellbau. Herausforderung wird sein, den Besprechungsraum im Maßstab 1:10 möglichst realitätsgetreu nachzubauen. In dem Modell soll die Beleuchtung intelligent vernetzt werden und analog zum echten Raum steuerbar sein. Dabei wird das digitale Modell der Virtual Reality um das Sonnenlicht erweitert: Im Sonnensimulator, dem sogenannten Heliodon, kann der Raum an die natürlichen Bedingungen angepasst werden.


Kick-off-Meeting

Wann: 26.04.2019, 10:30 – 12:30 Uhr

Wo: Fachgebiet Entwerfen und Gebäudetechnologie, FB Architektur an der Lichtwiese

Weitere Infos


Bachelor- und Masterarbeiten zum Thema

Das Fachgebiet Lichttechnik bietet vielseitige interdisziplinäre Bachelor- und Masterarbeiten mit Forschungsfragen rund um das Thema Licht an. Einen tiefen Einblick können alle Studierenden im kommenden Sommersemester in der Vorlesung „Lichttechnik II – Advanced Lighting Technologies erhalten.