Österreichische Wasserkraft und tschechische Autos

Bericht der Energietechnischen Exkursion 2017

2017/05/22 von

Über 30 Studierende und Wissenschaftliche Mitarbeiter der Energietechnischen Institute und Fachgebiete besichtigten auf ihrer sechstägigen Exkursion Regensburg, Linz, Prag und Nürnberg. Auf dem Programm standen dabei nicht nur Besuche bei Unternehmen und Werkbesichtigungen, sondern auch ein Brauereibesuch im tschechischen Pilsen.

Die diesjährige Energietechnische Exkursion führte dreißig Studierende des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik (etit) der TU Darmstadt über Regensburgs ins österreichische Linz, tschechische Prag und nach einer Brauereibesichtigung im benachbarten Pilsen zurück nach Nürnberg.

Begleitet wurden die etit-Studierenden nicht nur von sechs Wissenschaftlichen Mitarbeitern, sondern auch von ihren Professorinnen und Professoren der energietechnischen Institute und Fachgebiete. Auf dem Programm standen bei dieser Exkursion nicht nur der fachliche Austausch und Erfahrungsgewinn: bei einem Wasserturbinenhersteller, einem Laufwasserkraftwerk in Österreich und dem tschechischen Automobilhersteller Skoda, sondern auch der akademische Austausch an der Tschechischen Technischen Universität in Prag und dem dortigen Fachbereich Elektrotechnik.

Ein ausführliches Reiseprotokoll können Sie hier nachlesen:

Tag 1: Regensburg und Linz

Die Energietechnische Exkursion startete Sonntag mit der Fahrt nach Regensburg. Während der Stadtführung durch Regensburg besichtigten wir die Steinerne Brücke, den Regensburger Dom und das Rathaus, begleitet von vielen wissenswerten Fakten über die Stadtgeschichte und die einzelnen Sehenswürdigkeiten. Bei sonnigen Wetter rundete ein Eis den Besuch in Regensburg ab und wir machten uns auf nach Linz. Dort wurden wir zwar von strömenden Regen empfangen, aber dies hielt uns nicht davon ab, den ersten Exkursionsabend, zwar durchnässt, aber dennoch entspannt in einer Pizzeria ausklingen zu lassen.

Tag 2: Linz: Andritz Hydro, Wasserkraftwerk

In aller Frühe ging es zweiten Tag zu Andritz Hydro, einem österreichischen Unternehmen, dass Wasserkraftturbinen herstellt. Hier wurden wir von zwei Mitarbeitern empfangen, die uns die Funktionsweise und Fertigung, sowie die Prüfung der verschiedenen Turbinen näherbrachten.
Am Nachmittag besuchten wir das Laufwasserkraftwerk Ottensheim-Wilhering, eines der neun Wasserkraftwerke in Österreich, die gemeinsam etwa 25 % der österreichischen Elektrizität erzeugen. Dort führten uns die Mitarbeiter durch das Werk und erklärten uns dabei die Funktionsweise eines solchen Kraftwerks. Dass uns sowohl bei Ankunft, als auch bei Abfahrt strömender Regen empfing störte uns wenig und machte das ganze Flair um die Wasserkraft noch um einiges authentischer.
Der Abend wurde in der Linzer Altstadt verbracht, wo wir in einer Kneipe zusammensaßen und die Gruppe ein bisschen zusammenwuchs.

Tag 3: Linz: Voestalpine, Prag

Am Dienstagvormittag besuchten wir den Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine. Die für die dortige Stahlproduktion erforderliche Energie wird hauptsächlich mit werkseigenen Kraftwerkblöcken aus Koks- und Gichtgas hergestellt. Nach der interessanten Unternehmenspräsentation hatten wir die Gelegenheit in zwei Sonderführungen das Kraftwerk und die Schaltanlage zu besichtigen. Nach einem traditionell österreichischen Mittagessen machten wir uns auf den Weg nach Tschechien. In Prag wurden wir von strahlendem Sonnenschein empfangen, so dass der Erkundung der Goldenen Stadt auf eigene Faust nichts im Weg stand.

Tag 4: Prag: CTU Prag, Skoda

Den Mittwochvormittag verbrachten wir an der CTU Prag. Wir wurden vom Dekan für Elektrotechnik und einigen Professoren und Institutsleitern in Empfang genommen. Nachdem uns einige allgemeine Fakten über die Universität und insbesondere der Fakultät für Elektrotechnik präsentiert wurde, besuchten wir verschiedene Labore, Maschinensäle und die Hochspannungshalle und bekamen experimentelle Vorführungen im Bereich der Lichttechnik, der elektrischen Maschinen und Antriebe sowie der Hochspannungstechnik.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der dortigen Mensa fuhren wir mit dem Bus weiter zur 44.000 Einwohner Stadt Mladá Boleslav, in der etwa 20.000 Mitarbeiter im dortigen Skoda-Werk beschäftigt sind. Wir bekamen eine Führung durch das Skoda-Museum, in dem uns die Geschichte der Firma von den Anfängen als Fahrradhersteller bis hin zu dem heutigen Unternehmen vor Augen geführt wurde. Anschließend ging es für uns mit dem Bus auf das Werksgelände, auf dem wir dann auch zu Fuß einige Produktionshallen besichtigen konnten. So konnten wir hautnah erleben, wie tagtäglich etwa 2600 Autos gefertigt werden – etwa 2 Fahrzeuge pro Minute! Zu sehen bekamen wir dabei unter anderem automatisierte Blechstanzen und die Endmontage, in der Roboter und Menschen gemeinsam das zum Transport fertige Produkt herstellen.
Den Abend ließen wir dann in Prag in einem sehr gemütlichen Restaurant direkt an der Moldau ausklingen.

Tag 5: Prag: CEPS, Pilsen: Brauerrei Pilsen, Nürnberg

Am Donnerstag haben wir zuerst den Stromnetzbetreiber ČEPS und anschließend die Pilsner Urquell Brauerei besucht. ČEPS betreibt das tschechische Übertragungsnetz und ist sowohl für den Betrieb, die Weiterentwicklung und die Wartung zuständig. Zuerst gab es eine Präsentation über die historische Entwicklung des Übertragungsnetzes in Tschechien und in Europa und die Integration erneuerbarer Energien in das europäische Netz. Im Anschluss folgte die Besichtigung der Leitwarte. Dort wird der Leistungsaustausch mit anderen Ländern überwacht. Es wird das Gleichgewicht von Leistungskonsum und Leistungserzeugung kontrolliert. Außerdem wird gewährleistet, dass der Phasenschiebertransformator für Blindleistungskompensation sorgt.
In Pilsen haben wir die Brauerei besichtigt, in der 1842 zum ersten Mal Bier Pilsener Brauart gebraut wurde. Im Besucherzentrum wurde die Entstehungsgeschichte der Brauerei vorgestellt und anschließend wurden wir über das Brauereigelände geführt. Die neue Brauerei besitzt eine moderne automatisierte Abfüllanlage. Zum Schluss kam die Besichtigung des Kellers, wo früher das Bier in Fässern gelagert wurde. Ein Höhepunkt des Tages war natürlich auch die anschließende Kostprobe des ungefilterten Bieres.

Tag 6: Nürnberg: Baumüller

Den Freitagmorgen und -mittag verbrachten wir bei der Firma Baumüller, die sich auf elektrische Antriebs- und Automatisierungssysteme spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 1930 gegründet und beschäftigt heute knapp 1800 Mitarbeiter an 40 Standorten weltweit. Zu Beginn informierte uns ein Vortrag über die Geschichte und die Betätigungsfelder der Firma. Weil die E-Mobilität mittlerweile zu einem großen Markt geworden ist, wurde in einem weiteren Vortrag vorgestellt, wie Baumüller die Elektrifizierung verschiedenster Fahrzeuge realisiert. Anschließend konnten wir bei zwei Führungen einen Einblick in die Elektronik- und Motorenfertigung bekommen. Anschließend sind wir mit dem Bus zurück nach Darmstadt gefahren.